Wolle

Das zum Handspinnen heute am häufigsten verwendete Material ist Schurwolle, also Fasern aus dem Haar des Schafes. Übrigens ist die Bezeichnung Schurwolle, die fälschlicher Weise oft für alle möglichen Tierhaare verwendet wird eigentlich den Haaren des Schafes vorbehalten, andere Tierhaare dürfen höchstens als Wolle bezeichnet werden.

Wolle gibt es in vielen verschiedenen Sorten und Farben. Weichheit, Stapellänge, Farbe und sonstige Eigenschaften hängen nicht nur von der Rasse des Schafes ab, von dem sie stammen, sondern auch von den Lebensbedingungen und der Ernährung des Tieres.

Die Bezeichnung Schurwolle gibt an, daß diese von lebenden Tieren stammt und nicht aus Altfasern gewonnen (Reißwolle) oder von  geschlachteten Tieren (Schwöde-, Schwitz-, oder Gerberwolle) oder verendeten Schafen (Sterblingswolle) stammt.
Die Wolle, die von jungen Schafen bei der ersten Schur gewonnen wird nennt man Lammwolle, die besonders fein und weich ist.

Die Wolle von Schafböcken ist meist gröber als die von Mutterschafen. Bockwolle kommt selten in den Handel, da die Böcke meistens als Jährlinge geschlachtet werden. 

Die Wolle wird vom Schaf abgeschnitten (geschoren) oder ausgekämmt, bei manchen Schafrassen auch gezupft (z.B. beim Soayschaf). Das Zupfen ist für die Tiere schmerzfrei, da nur Haare gelöst werden die eh schon locker sitzen. Das beim Scheren abgenommene, noch zusammenhängende Haarkleid nennt man Vlies (= Rohvließ). Dann wird die Wolle verlesen, dabei werden zu stark verfilzte, stark verschmutze oder zu kurze Bereiche des Vlieses aussortiert. Anschließend wird Wolle meist gewaschen um Verunreinigungen und dass Wollfett (Lanolin) oder zumindest einen Teil davon zu entfernen. Die fasern werden dann getrocknet und anschließend gezupft, wobei noch vorhandene Fremdkörper oder Verfilzungen aussortiert werden, die Wolle liegt nun in der Locke (= Flocke) vor. Danach wird die Wolle kardiert (=gekrempelt) und zwar mittels Handkarden oder Kardiermaschine, dadurch entsteht ein lockerer Faserteppich. den man Vlies nennt. (Um zu vermeiden, daß dieses Produkt mit dem Rohvlies verwechselt wird lautet die Bezeichnung meist "kardiert im Vlies").  zerteilt man das Vlies, streckt es und formt es zu sauberen Strängen entsteht das sogenannte Kardenband. Alternativ kann die Wolle auch mit Wollkämmen gekämmt werden. Bei industrieller Fertigung wird die Wolle in der Regel erst zum Kardenband verarbeitet und dann gekämmt. Beim Kämmen entsteht der sogenannte Kammzug, die hochwertigste Form der Faservorbereitung. Im Kardenband sind die Verunreinigungen so gut wie alle entfernt, die Fasern liegen schön parallel und fasern unter einer Länge von 58 mm wurden aussortiert. Verspinnt man Kammzug so entsteht sogenanntes Kammgarn.

Wolle wirkt temperaturausgleichend und kann bis zu einem drittel Ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich nass anzufühlen. Die Wollfasern sind sehr elastisch, dadurch knittert Wolle kaum. Wollfasern neigen dazu zu verfilzen, dies geschieht am stärksten, wenn sie in nassem Zustand bewegt werden oder man sie in nassem Zustand plötzlichen Temperaturschwankungen aussetzt.

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