Spinnradbau
(Tritte)

Weiter geht es mit dem Thema Tritt. Ein schwieriges Thema, wie sich zeigen wird ...

Zunächst die einfachen Arbeiten. Die Teile für den Tritt werden zusammengebaut. Die Tritte werden nicht mit Scharnieren befestigt, sondern bekommen 6mm-Wellen und Bundbuchsen aus Sinterbronze. Dazu werden 3 Lagerböcke benötigt. Das Bohren der Löcher erfordert wieder viel Sorgfalt, um einen einwandfreien Lauf zu gewährleisten.
Zunächst werden die Böcke gesägt, geschliffen und gebohrt und die Buchsen eingepaßt. Für die Mitte mußte ich die Buchsen kürzen, weil sie zu lang waren. Dann werden die Löcher (6mm) in den Tritten gebohrt, um die Wellen aufzunehmen.


Böcke zugeschnitten und gebohrt


Detail: mittlerer Lagerbock

Zuletzt werden die Böcke zusammen mit den Tritten auf der vorderen Leiste verschraubt. Die Wellen werden in den Tritten mit Epoxi-Kleber verklebt. Die Wellen greifen ca. 2cm in die Trittbretter und ca. 8mm in die Lagerbuchsen. War doch einfach, oder?


Detail: Tritt mit Bundbuchse und Stahlwelle

Zu dieser Zeit hatten wir auch Kontakt zu Evi. Sie gab uns den Hinweise, die Lager für die Tritte etwa auf Höhe der Fußgelenke zu legen (Wiegetritt?), also die vordere Leiste nach innen zu verschieben. Meine Frau hat dann einen Tritttest gemacht und entschieden, das wir es so lassen wie es ist. Ihre Ziege wird genauso getreten und ihr gefällt es so.

Anfangs hatte ich angenommen, eine "Kurbelwelle" zu bauen, wäre kein Thema. Ist es auch nicht, diese aber stabil zu bekommen und dauerbelastbar aber schon.
Als Schenkellänge haben wir uns auf 4cm (Hub ist dann 8 cm) geeinigt. Das ist groß genug, um eine vernünftige Hebelwirkung zu erreichen und klein genug, um nicht zu viel Hub bei den Trittbrettern zu haben.


Erster Versuch, zusammengebaut


"Explosionszeichnung"

Man vermutet, klar, geht. Irrtum! Man unterschätzt die Kräfte, die da angreifen. Man würde mindestens an jedem Winkel eine Kontermutter benötigen und selbst dann jede Woche nachziehen. Bei den Test hat meine Frau diese Konstruktion nach 5 Minuten "aufgetreten". Nach fest kommt locker ... und ich hatte die Muttern wirklich angezogen. Selbst mit Splinten ging es nicht ohne permanentes Klacken.

Also musste eine neue Konstruktion her. Ich habe mich auf Vierkante verlegt. Der Vorteil ist, das die Kräfte nicht durch den Druck der Muttern aufgenommen und weitergeleitet werden, sondern durch die Vierkantverbindung. Die Vierecklöcher in den Schenkeln sind mit 6mm vorgebohrt und dann viereckig gefeilt. Die Sicherungsschrauben sind M4 10mm lang und halten nur die Teile zusammen. Als Kernbohrung für die M4 Gewinde in der Welle habe ich 3,3mm genutzt. Beim Bohren oder Gewindeschneiden in Stahl unbedingt Schneid- und Bohröl benutzen. Das schont die Bohrer, das Material und das Ergebnis wird besser.


Neue Konstruktion, kurzer Schenkel, schon mit Epoxi verklebt


langer Schenkel

Auch wenn die jetzige Konstruktion deutlich besser funktioniert und zudem noch besser aussieht, ganz klackerfrei ist sie auch nicht. Deshalb werde ich die Schenkel am Schluß noch mit Epoxi zusammenkleben. Ich wollte das ganze zwar demontierbar halten, aber hier funktioniert das leider nicht. 
Sollte jemand eine Idee haben, wie es besser funktionieren könnte, immer her damit. Schweißen fällt aber aus. 

Zu guter Letzt fehlen noch die Knechte. Diese sollten auch kugelgelagert werden. Ich habe also die Knechte aus Multiplex ausgesägt. Mit Hilfe meiner Bandsäge habe ich dann eine 3mm dicke und 6cm lange Platte am oberen Ende abgesägt. In die Knechte habe ich die Versenkung für die Kugellager (22mm) und die Wellendurchführung (10mm) gebohrt. Eine kleine Versenkung und die Durchführung wurde auch in den abgesägten Platten eingearbeitet.


Knecht, demontiert

Platte und Knecht wird dann mit 2 kleinen Schrauben zusammengebaut und rundrum verschliffen. Das Kugellager ist so rumherum gut abgestützt. Probehalber wird jetzt der Antrieb inklusive Knechten komplett zusammengebaut und am Antriebsrad verschraubt. Die Verbindung mit den Trittbrettern wird über einen dicken Strick realisiert. Der Abstand der Knechtenden zum Trittbrett beträgt ca. 3cm. Die Trittbretter sollen nicht unten aufschlagen und als unterste Lage etwa waagerecht stehen, eher ganz leicht nach oben. Nach diesen Vorgaben habe ich dann die Knechte gekürzt und die Löcher gebohrt.


Antrieb montiert

Eine Sache gibt es noch zu beachten bzw. zu erklären. Die Trittbretter beschreiben beim Betrieb einen Bogen. Der Punkt der Aufhängung der Knechte "bewegt" sich dabei relativ gesehen axial zu den Kugellagern. Abhängig von Hub, Länge der Trittbretter, Länge der Knechte, "axiale Starre" der Kugellager, ... kommt es hier zu Spannungen. Deshalb kann man die Knechte nur mit relativ großem mechanischem Aufwand direkt mit den Trittbrettern verbinden. Denkbar wären vielleicht auch Schrägkugellager. Wie auch immer, bei unserem Rad hält sich die Spannung in Grenzen und wir lassen das jetzt erst einmal so.

Die Verbindung Tritt und Gestell fehlt noch. Dazu je links und rechts die Löcher gebohrt, 6mm Durchmesser und ca. 1cm tief. Dazu noch 2 Stifte 2cm lang von einer 6mm Stahlstange abgeschnitten und per Epoxi in die Außenteile eingeklebt.

Somit ist im unteren Teil alles fertig, mal abgesehen von Verschleifen und Lackieren.

Anleitung und Bilder von: De Je