Erster Arbeitsschritt: Spinnen

Du setzt dich als erstes vor dein Spinnrad, das Einzugsloch zu dir gerichtet, auf einem normal hohen Stuhl mit flachem Sitz und ohne Armlehnen. Zum gefühlvollen Treten sind leichte, flache Schuhe von Vorteil, wer es mag kann auch barfuss arbeiten.

Nachdem Du Dich schon ohne Fasern mit dem Rad vertraut gemacht hast (siehe Trockenübungen) und das nun klappt, gehen wir einen Schritt weiter. Du befestigst einen ca. 1 m langen Faden an deiner Spule, hängst ihn in die Häkchen an deinem Spinnflügel ein und ziehst ihn durch das Einzugsloch. Meist langt es den Faden fest um die Spule zu knoten und mehrfach darum zu wickeln, ist die Spule zu rutschig kann man ihn auch gut mit einem Tesafilm an der Spule fixieren um zu verhindern, daß er durchrutscht.

 
korrekter Einzug

Nun halte den Faden mit der linken Hand fest und beginne zu treten. Dabei solltest du den Faden so fest halten, daß er langsam eingezogen wird und sich auf der Spule aufwickelt. Hältst Du ihn zu schwach, wird er sofort komplett eingezogen. Anfangs war es für mich das Schwierigste herauszufinden wie stark ich den Faden halten sollte. Hast Du Bremse und Riemenspannung falsch eingestellt oder eine zu schnelle Übersetzung gewählt, gibt es hier auch Probleme. Wenn alles passt wird der Faden langsam eingezogen und dabei verdreht.
Reißt das Spinnrad am Faden musst Du den Einzug verringern indem Du die Antriebsspannung reduzieren oder eine größere Wirtel an der Spule wählen. Werden die Fasern nicht verdreht musst Du die Differenz zwischen Spulengeschwindigkeit und Flügelgeschwindigkeit vergrößern, indem Du die Bremse betätigst oder die Spannung am zweifädigen Rad regulierst. Wie das vor sich geht hängt von der Antriebsart ab, Genaueres dazu findest Du bei den Spinnradbeschreibungen unter "Antriebsarten". Du solltest die Funktion Deines Antriebs dort durchlesen

Nun kommen wir zum eigentlichen Spinnen. In der Nebenhand (beim Rechtshänder die linke Hand) hältst Du ein Stück Rohwolle. Den Anfang etwas auflockern und einige Fasern nach vorne leicht heraus ziehen. In dieses Stück Rohwolle auf die herausgezupften Fasern legst Du nun das Ende deines Anfangsfaden, das Du etwas ausgefranst hast. beides sollte gut 5 cm oder mehr überlappen.


Faserenden unter dem ausgefransten Vorfaden

Das Schwungrad wird mit der Haupthand (bei einem Rechtshänder die rechte Hand) angedreht, dann hältst Du es durch gleichmäßiges Treten am laufen. Durch diese Drehung erhält der Anfangsfaden seinen Drall und verbindet sich mit den Fasern deiner Rohwolle. Man kann nach links oder rechts drehen, sollte sich aber auf eine Richtung festlegen, da man beim zwirnen in die andere arbeiten muß. Welche man aussucht hängt vom Spinnrad und den eigenen Vorlieben ab. Ich drehe beim Spinnen am liebsten nach rechts (=Z-Drehung). Hier gibt es mehr zu den Drehrichtungen.

Neben der Drehrichtung ist auch der Drehungsgrad eines Garnes wichtig, er gibt an wie stark die Fasern verdreht wurden. Näheres dazu hier.

Die Haupthand  hält das Ende des gesponnene Fadens, die Nebenhand greift die Rohfasern etwas weiter vorne. Nun musst Du die Rohwolle etwas auseinanderziehen, so das ein Dreieck entsteht, das sogenannte Faserdreieck. Die Haupthand sollte an der Spitze des Dreieckes sein und etwas zudrücken um den Drall aufzuhalten. Wenn Du genug ausgezogen hast die Finger der Nebenhand zudrücken, damit der Drall vom Faden nicht in den Faservorrat wandern kann, dann die Haupthand etwas öffnen, damit der Drall vom Faden ins Faserdreieck läuft. Haben sich die Fasern verdreht greift die Haupthand direkt vor die Nebenhand und drückt zu. Die Nebenhand lockert den Griff etwas, damit die Haupthand wieder neue Fasern zu einem Faserdreieck herausziehen kann. Den Vorgang wiederholt man dann immer wieder. Welche Hand dabei fest steht und welche sich bewegt ist von der Spinntechnik abhängig. Am besten lässt Du die Haupthand stehen und ziehst die Fasern durch eine Rückwärtsbewegung der Nebenhand aus, denn die meisten Spinntechniken bauen auf diesen Rückwärts-Auszug auf.


das Faserdreieck beim Spinnen mit dem Spinnrad

Nun den Faden einziehen lassen und schon bist du mitten im Spinnen.

Zum Schluss noch ein Hinweis:
Übung macht den Meister
Das gilt besonders auch für's Spinnen

Tipps:

- Wird der Faden zu schnell eingezogen, noch ehe er richtig verdreht ist, so halte ihn etwas fester und gib dem Zug nicht zu schnell nach. Bei Spinnrädern mit Bremse kann man auch durch diese das Einzugstempo einstellen, denn sie regelt das Verhältnis der Geschwindigkeiten von Spule (für das Aufwickeln zuständig) und Spinnflügel (für den Drall zuständig)

- Spinnflügel und Spule müssen sich unterschiedlich schnell drehen, sonst wird der faden nicht richtig verdrillt.

- Wenn die Fasern beim Ansetzen neuer Wolle nicht richtig ineinander greifen das Ende des bereits gesponnenen Fadens etwas ausfransen und die Rohwolle etwas auseinanderzupfen.

Anleitung von: Petzi + greifenritter