Die Geschichte des Spinnens

Spinnen ist eine jahrtausendealte Technik. Spindeln gehören zu den ältesten Funden der Menschheit, Textilfunde gibt es sogar schon aus dem Neolithikum (= Jungsteinzeit). Wann das erste mal ein Mensch einen Faden gesponnen hat ist unklar, muss aber in der Zeit vor diesen Funden gewesen sein.  Erste Zeugnisse für Spindeln stammen aus der Steinzeit (Spindelfunde der Sesko-Kultur im frühneolithischen Griechenland). Wahrscheinlich arbeitete man damals mit einem einfachen Spinnstock, wie er noch heute in Tibet verwendet wird. Aber bereits seit der Antike waren auch Spindeln mit Wirteln bekannt.

Bis ins späte Mittelalter wurden Garne fast ausschließlich mit der Handspindel hergestellt. 

Spindelräder, auch Handräder genannt, eine Weiterentwicklung der Handspindel wurden in Indien bereits seit dem 9. Jahrhundert n.Chr. verwendet, allerdings vermutet man, dass auch die Römer diese Technik schon kannten, diese aber wie so vieles aus der Antike wieder verloren ging. 

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam das Spindelrad aus dem orientalischen Raum nach Europa. Dort entwickelte es sich vom handbetriebenen Spindelrad zum fußbetriebenen Spinnrad weiter.

Im 13. Jahrhundert wurde es für viele Zünfte verboten. Dies belegen z.B. folgende Verbote: 1224 Venedig, 1256 Bologna, 1268 Paris, 1280 Speyer, 1288 Abbeville, 1292 Siena, 1305 Douai.
Scheinbar wollte man mit diesen Verboten die hohe Qualität der per Handspindel gesponnen Garne schützen. So gibt es Aufzeichnugen, die beschreiben, dass "mit dem Spinnrad gesponnene Wolle generell zu schwach, ungleichmäßig, ungenügend gezwirnt und zu knotig sei"
Das Spinnrad blieb in manchen Regionen noch bis ins 15./16. Jahrhundert für die Zünfte verboten, erst dann konnte es sich durchsetzen.

Im 18. jahrhundert wurden die ersten Spinnmaschinen entwickelt, den Anfang machte 1764 die "Spinning Jenny" gefolgt von der 1769 entwickelten "Waterframe".

Trotzdem waren bis Ende des 19. Jahrhunderts in jedem Haushalt Spinnräder vertreten. An den Winterabenden surrte das Spinnrad mit dem zur damaligen Zeit Flachs und Hanf versponnen wurde, um beispielsweise dem "Hausweber" das Grundmaterial für die Herstellung von Kleiderstoffen und Säcken für die Landwirtschaft zu liefern.

Die alte Technik des Handspinnens und der Umgang mit Spindelrad und Spinnrad gerieten im 20. Jahrhundert mehr und mehr in Vergessenheit, bis die 60er Jahre Pullover aus dickem Dochtgarn für sich entdeckten. Das Spinnen wurde zu einem beliebten Hobby und ist heute wieder mehr und mehr auf dem Vormarsch.

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Die Geschichte meiner "Spinnerei"

Es muß etwa 1981 gewesen sein, als an unserer Volkshochschule ein Kurs "Spinnen und Weben" stattfand. Leider fehlte mir damals das Taschengeld um daran teilzunehmen.

Als ich dann im Jahre 2003 mir endlich einen Internetzugang habe legen lassen, entdeckte ich die Welt von Ebay. Bald konnte ich feststellen, dass man dort alles erhalten kann und mein altes Interesse an Spinnrädern erwachte wieder. Ziemlich schnell hatte ich auch eines ersteigert. Leider waren meine Kentnisse damals doch sehr beschränkt und ich mußte irgendwann feststellen, dass es sich um ein reines Dekobjekt gehandelt hat. Eines der wichtigsten Teile (das Einzugsloch) fehlte.

Also ging ich wieder auf die Suche und ersteigerte mir wiederrum ein Spinnrad, von dem ich sicher war, dass alle Teile daran waren. Leider kam ich auch mit diesem Spinnrad nicht zurecht. Im Oktober 2004 stieß ich dann auf eine Spinngruppe in Kehl. Meine Spinngruppenleiterin Brigitte Renault hatte ein baugleiches Spinnrad und wieder musste ich feststellen, dass ich einen Fehlkauf getätigt hatte. Doch ich wollte einfach nicht aufgeben und daher habe ich mich entschlossen, alles daranzusetzen dieses Spinnrad wieder funktionstüchtig zu machen. Damit fing die Leidenschaft, Spinnräder zu reparieren, an.

Um meine Leidenschaft anderen zu vermitteln, habe ich meine Reparaturen auch in der Spinnradgalerie kommentiert.

Petzi (Gründerin des Spinnradclubs)