Hitchen (horsehair hitching)
Hitchen

Vorbereitung
Als erstes nimmt man zwei Knäuel Kettgarn.
Natürlich kann man auch mit einem einzelnen Knäuel, also einem einzelnen Faden als Kette arbeiten, allerdings ergibt das meist keine so schöne flache Oberflächenstruktur.

Die Enden knotet man ca. 10 cm oberhalb des unteren Stockendes fest.

Dann wickelt man die beiden Kettfäden einige Male straff um den Stab und den Knoten, so daß sich dieser nicht mehr drehen oder verschieben läßt.

Nun legt man den Stab auf den Sitzplatz an dem man arbeiten wird und führt die Kettgarnknäuel von diesem weg zu einem Fixpunkt (z.B. Türklinke) und zum Arbeitsplatz zurück. Setzt man sich nun hin hat man beide Enden der Kettfäden bei sich (das eine am Stab befestigt, das andere "lose" bzw. noch auf dem Knäuel). Nun kann man den Kettfaden noch einmal spiralförmig um den Stab legen und dann auf Spannung bringen. Die Spannung hält man am Besten indem man auf die losen Enden drauftritt, sich darauf setzt oder sie an einem Webgürtel oder Anknüpfstäbchen festbindet.

Ansetzen der ersten Pulls
Dann habe ich angefangen die Pulls um die beiden Fäden zu schlaufen.
Dazu knickt man den Pull an einer beliebigen Stelle ab, dadurch entsteht eine Schlaufe mit zwei unterschiedlich langen Enden. Die Schlaufe schiebt man von unten nach oben unter dem Kettfaden durch und steckt die Enden durch die Schlaufe.

 

Die Enden sollten dabei NICHT gleich lang sein, denn jedes Mal wenn ein Strähnchen zu kurz wird muß man ein neues ansetzen und es ist ungünstig wenn dann alle gleichzeitig angesetzt werden müssen. Also immer darauf achten daß die Enden unterschiedlich lang sind und vor allem das keine gleichlangen nebeneinander liegen. Der Knick sollte also nie mittig sitzen und an jedem Pull an einer etwas anderen Stelle gemacht werden.

Man sollte immer auf dem Holzstab schlaufen oder die Schlaufen zumindest vor dem festziehen dort hin schieben und sich nicht dazu verleiten lassen vor dem Stab frei in der Luft zu arbeiten und die umschlauften Kettfäden nachträglich aufzuwickeln, da die Schlaufen sonst nicht gleichmäßig und nicht in der richtigen Dichte zu liegen kommen.

Sinvoll ist es als ersten Pull eine andere Farbe zu wählen, so sieht man immer auf den ersten Blick wo eine neue Runde beginnt. Diesen andersfarbigen ersten Pull nennt man Zähllinie.

Hier eine Abbildung die den andersfarbigen ersten Pull erkennbar macht. Aber bitte NICHT nachmachen, die Pulls werden auf dem Stab verschlauft, nicht wie hier vor dem Stab!

Man schlauft nun so lange neue Pulls an den Kettfaden, bis man einmal um den Stab herum ist und sich der letzte Pull mit dem Ersten berührt, sich also Anfang und Ende der Pull-Reihe treffen.
Wieviele Pulls dazu nötig sind richtet sich nach der Stärke der Pulls, der Stärke der Seele und auch nach dem verwendeten Kettfaden. Für einen doppelt genommenen dicken Kettfaden, eine Seele mit 6 mm Durchmesser und Pulls aus 8-10 Pferdehaaren braucht man meist ca. 12 - 18 Pulls, von denen wir nun mit jeweils 2 Enden arbeiten können. Letztendlich stehen also doppelt soviele Pullenden vom Kettfaden ab, wie wir Pulls um den Kettfaden geschlungen haben. jedes Ende wird nun wie ein eigenständiger Pull behandelt und daher in der weiteren Anleitung einfach Pull genannt.

Runden hitchen
Nun beginnt das eigentliche hitchen.
Man arbeitet nun spiralförmig nach oben. Immer wenn ein Pullende die Kette kreuzt wird er um diese herum geschlungen. Das Verschlingen erinnert an den halben Schlag mit dem man Garn an einer Handspindel befestigt. Die Schlaufen nennt man Hitches.

Dabei sollte man gut aufpassen, daß man auch immer das richtige Ende erwischt und nicht versehentlich zwei Pulls verkreuzt.

Wie es beim Stricken unterschiedliche Maschentypen (rechts, links, verschränkt) gibt, gibt es beim Hitchen verschiedene Schlaufenformen: den Downhitch (DH), den Uphitch (UH) und den Crosshitch (CH) - letzteren gibt es in zwei Varianten (wie die verschränkten Maschen beim Stricken rechts oder links verschränkt), nämlich aufwärts und abwärts gerichtet.

Um schöne gerade Linienverläufe zu erhalten arbeitet man in der Regel abwechselnd eine Runde im Downhitch und eine Runde im Uphitch, wobei man den ersten andersfarbigen Pull der Zähllinie in der alten, den Zweiten dann in der neuen Schlingtechnik arbeitet, der Rundenwecjhsel also zwischen den beiden andersfarbigen Pulls (innerhalb der Zähllinie) stattfindet.

Man sollte im normalen Rundenverlauf darauf achten, daß keine zwei Pullenden direkt nebeneinander liegen, sondern immer eine um den Kettfaden gelegte Schlaufe zwischen den Enden sitzt. Liegen zwei Pullenden direkt nebeneinander ist dies ein Hinweis darauf, daß man plötzlich vom Uphitch in den Downhitch gewechselt hat. Das ist nur an der Zähllinie und in bestimmten Mustern erwünscht, im glatt Gehitchten ist es zu vermeiden.

Arbeitet man nich abwechselnd in Up- und Downhitch sondern immer in einer Technik, so entstehen keine gerade nach oben verlaufenden Struckturen sondern Spiralen - dazu mehr unter Muster.
Für den Anfang startet man im Downhitch, wechselt auf der Zähllinie in den Uphitch und beim nächsten mal an der Zähllinie wieder in den Downhitch ...

Downhitch
Diese Schlaufe wird nach unten/ abwärts gerichtet ausgeführt.
Hier verläuft das Ende des Pulls unter dem Pull hindurch.

Man legt dazu den Pull über die Kette, schlingt ihn darum herum, führt ihn zwischen Kette und Seele wieder zurück und steckt ihn unter sich selbst hindurch.

 

Die erste Runde nach dem anschlaufen der Pulls wird meist im Downhitch gearbeit. Außerdem arbeitet man neue Pulls bevorzugt in Downhitch-Runden ein.

Uphitch
Diese Schlaufe wird nach oben/ aufwärts gerichtet ausgeführt.
Hier verläuft das Ende des Pulls über dem Pull drüber.

Man legt dazu den Pull über die Kette, schlingt ihn darum herum, führt ihn zwischen Kette und Seele wieder zurück und legt ihn über sich selbst hinweg.

 

Crosshitch
Beim Crosshitch vertauscht man bewußt zwei nebeneinander liegende Pulls. Man hitcht also erst den, der eigentlich einen Hitch später an der Reihe gewesen wäre und erst danach den vorhergehenden.
Die Verkreuzung kann in Up- und auch in Downhitchrunden ausgefüht werden. Somit gibt es Cross-Downhitches (CDH) und Cross-Uphitches (CUH).

Den Crosshitch verwendet man für schachbrettartige Farbwechsel und für Strukturmuster, die für Sollknickstellen an Presskanten sorgen, denn arbeitet man in jeder Runde an der gleichen Stelle einen Crosshitch, so läßt sich diese Stelle beim Pressen später besser knicken.

 

Struktur einer einfarbig gehitchten Arbeit bei der immer zwischen Downhitch-Runden und Uphitch-Runden abgewechselt wurde:


Zähllinie beim Wechsel zwischen Down- und Uphitch-Runden

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Muster einzuhitchen, diese behandeln wir unter Muster & Variationen näher.

Die letzten Up- und Downhitches neigen dazu aufzugehen, wenn man die kette erschlaffen lässt. Will man die Arbeit weglegen sollte man den Kettfaden ehe man ihn entspannt einige Male unmittelbar über der letzten gehitchten Reihe um die Seele wickeln.
Feuchtet man den oberen Bereich der Arbeit etwas an halten die Hitches nach dem Trocknen besser und neigen weniger dazu beim abwickeln der zur Sicherung um die Seele gelegten Kette wieder aufzugehen ehe man die Spannung wieder herstellen kann.
Beim Weglegen und bei der Wiederaufnahme der Arbeit ist aber immer Vorsicht geboten.

Pulls einsetzen
Meist werden neue Pulls eingesetzt, weil ein Pull zu kurz wird und durch einen Neuen ersetzt werden muß, aber auch bei Farbwechseln in Mustern kann die Technik wichtig sein.

Je unterschiedlicher die Pullenden beim Ansetzen zu Beginn der Arbeit waren, desto weniger Pulls müssen auf einmal ausgewechselt werden.

Wenn eine Strähne kürzer als 5 cm geworden ist wird es Zeit sie zu ersetzen.
Neue Pulls bindet man wenn möglich in einer Downhitchrunde ein.

1. Schritt:
Es wird ganz normal in der in der Runde vorhergesehenen Technik (meist DH) bis zum zu kurz gewordenen Pullende gearbeiten.

2. Schritt:
Vor
dem zu kurzen Pullende einen neuen Pull (rot) einlegen indem man ihn unter den Kettfaden klemmt. Der neue Pull steht auf der unumhitschten Stockseite (bei rechtshändern rechts) ca. 4-5 cm über den Kettfaden hinaus, der Rest des Pulls liegt auf der Arbeit

 

3. Schritt:
Das kurze Pullende (blau) wie gewohnt in der für die Runde vorhergesehenen Technik (meist DH)arbeiten

4. Schritt:
Den nächsten Pull ebenfalls in der für die Runde vorhergesehenen Technik (meist DH)arbeiten.

Dann den Rest der Runde in der für die Runde vorhergesehenen Technik (meist DH) vollenden.

5. Schritt:
Nächste Runde wie gewohnt beginnen (meist im UH)

6. Schritt:
Bis zum neu eingelegten Pull arbeiten.

7. Schritt:
Den neu eingelegten Pull ebenfalls in der aktuellen Technik (meist UH) arbeiten, dabei darauf achten, daß es nicht unter dem Kettfaden herausgezogen wird (evtl. das Ende etwas festhalten, das auf dem blanken Stab liegt)

8. Schritt:
Das zu kurze Pullende unter dem Kettfaden durch zum unbehitchten Stabende legen

9. Schritt:
Den nächsten Pull ebenfalls wie gewohnt (meist im UH) arbeiten.

Dann die Runde wie gewohnt (meist im UH) vollenden

Das abgelegte Ende des zu kurzen Pullendes wird nicht weiter beachtet, man hitcht einfach drüber. Kurz bevor man den Knoten am Ende erreicht hat schneidet man diesen dann ab. So verschwindet das Ende des ersetzen Pulls in der Arbeit.
Genauso verfährt man mit dem kurzen Ende des neu eingesetzen Pulls.

Abschluß Hitchen
Hat das Werkstück die gewünschte Länge erreicht muß man die Arbeit mit einer Reihe haltbaren Hitches abschließen, damit nichts mehr aufgeht.

Man sollte bei der Längenberechnung beachten, daß sich gehitchte Stücke bei Belastung noch ausdehnen. Gürtel und Trensenteile sollten daher nicht in Maximallänge gehitcht werden sondern eine Toleranz von ca. 10%

Man beendet die Arbeit immer mit einer Downhitch-Reihe.

Nach einem normalen Downhitch legt man das Pullende unter dem Kettfaden durch auf die leere Seite des Stockes ab. Also einen normalen Downhitch machen, Pull über diesen legen und dann unter dem Kettfaden durchziehen.

Anleitung von: greifenritter